WiYou.de – Ausgabe 1/2023

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1 -2023 Fotos: Cos Pix Creation, privat 51 Wie bist du zum Cosplayen gekommen? Ich bin durch meine Schwester in die Anime- und Mangaszene reingerutscht – 2009 oder 2010. Damals habe ich die Figur „Hatsune Miku“ kennengelernt. Als meine Schwester den Manga „Black Butler“ gelesen und ich mir diesen wegen des coolen Covers ausgeliehen hatte, habe ich so richtig angefangen Mangas zu lesen. Dadurch habe ich Cosplay kennengelernt und fand das zwar immer richtig cool, hatte aber nie die finanziellen Mittel dafür. Denn das ist ein sehr teures Hobby. Erst Ende 2017, als ich meine Ausbildung angefangen habe, und eigenes Geld verdient habe, konnte ich mir dann endlich den Traum vom Cosplayen erfüllen. Was gehört zum Cosplayen dazu? Das Kostüm ist natürlich ganz wichtig. Entweder man macht den originalen Charakter, wie er im Manga oder Anime zu sehen ist, oder man macht eine eigene Form zum Beispiel in Alltagsklamotten. Die Perücke gehört auch definitiv dazu. Für mich sind auch Kontaktlinsen und Makeup sehr wichtig. Auch die Schuhe sollten zum Gesamtkonzept passen. Und Accessoires, wie bei Kriegern die Waffen, gehören für mich dazu. Wie entscheidest du, wen du cosplayst? Ich brauche immer eine Verbindung zu einem Charakter. Schon bevor ich angefangen habe zu cosplayen, wusste ich, dass ich auf jeden Fall „Hatsune Miku“ cosplayen möchte, weil sie mich in diese Szene gebracht hat. Auch „Ciel Phantomhive“ aus „Black Butler“ stand damals schon fest, weil ich mich in vielen Dingen mit ihm identifiziere. Ansonsten ist es so, dass ich beim Animeschauen eine Figur sehe und spüre: ‚Okay, das wird ein Cosplay von mir‘. Ich habe bestimmt an die 60 Cosplays. Die meiste Arbeit habe ich in die Rüstung von „Odogaron“ aus dem Videospiel „Monster Hunter“ gesteckt. Auf der Convention „MAG-C“ Anfang Februar in der Messe Erfurt war ich unter anderem „Gwen“ aus dem Videospiel „League of Legends“. Stellst du alle deine Cosplays selbst her? Die Rüstung von „Monster Hunter“ ist komplett selfmade – von dem Anzug, den ich darunter trage, über die Rüstungsteile bis zu den Schuhen. Ich kaufe mir aber auch Cosplays, wenn ich nicht so viel Zeit habe. In Zukunft möchte ich noch viel mehr selbst machen und irgendwann alles selbst nähen. Wie gehst du an ein neues Cosplay heran? Wenn ich nicht so viel Zeit habe, schaue ich auf verschiedenen Cosplay-Websites, wie die Kostüme dort aussehen. Bei jedem sieht es anders aus, die Qualität schwankt genauso wie der Preis. Ich schaue dann nicht so sehr auf das Geld, sondern danach welches mir am besten gefällt. Parallel schaue ich was der Charakter sonst noch hat – Perücke, Kontaktlinsen und so weiter – die kaufe ich auch. Dann style ich die Perücke, kaufe und gestalte Schuhe und baue, wenn nötig, die Accessoires und Waffen. Woraus baust du Waffen? Das Material nennt sich EVA-Foam. Eigentlich ist das wie Moosgummi. Mit gekauften oder selbst erstellten Vorlagen schneidet man sich die zurecht. „Gwen“ hat zum Beispiel eine 1,80 Meter große Schere. Dafür habe ich mir aus dem Baumarkt Kunststoffröhren geholt, die ich gebogen habe. Die kamen zum Stabilisieren zwischen die Platten. Danach habe ich alles ausgeschnitten, grundiert und bemalt. Wie war’s auf deiner ersten Convention? Das war 2018 auf der Leipziger Buchmesse. Ich war „Mikasa“ aus „Attack on Titan“. Was ich damals nicht wusste: Das ist eines der schlimmsten Cosplays, das man auf einer Convention tragen kann, da das Kostüm überall Gurte hat, die ständig lose werden und man alle zwei Meter stehen bleiben muss, um sie wieder festzuziehen. Aber es war so unglaublich toll! Ich war so glücklich, dass mich Leute nach Fotos gefragt haben. Teilweise war ich auch ein bisschen überfordert. Aber es war schön, Anerkennung zu bekommen. Hattest du überlegt, auch beruflich etwas Kreatives zu machen? Ursprünglich wollte ich Maskenbildnerin werden. Aber zumindest damals war es so, dass man die Ausbildung selbst finanzieren musste. Das hätte ich nicht allein stemmen können. Also habe ich nach einem Beruf gesucht, in dem ich gute Aufstiegschancen habe und habe mich für die Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel entschieden. Mittlerweile mache ich die Weiterbildung zum Handelsfachwirt und bin in meinem Betrieb Abteilungsleiterin. (sa) Laura (22) aus Erfurt ist seit 2017 leidenschaftliche Cosplayerin. Instagram: @taylorreckless Ciel Phantom- hive Black Butler

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